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Biblische Musik aus dem Geist der Romantik

Zu Mendelssohns Oratorium „Elias“

Als einen „rechten durch und durch Propheten, wie wir ihn etwa heut zu Tage wieder brauchen könnten“, so sah Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) den biblischen Elias, der ihn zu seinem zweiten Oratorium inspiriert hat. Der Komponist charakterisiert den alttestamentlichen Propheten recht treffend als „stark, eifrig, auch wohl bös und zornig und finster“. All diese Eigenschaften sind nachzulesen in den beiden alttestamentlichen Büchern der Könige. Elias erscheint dort als Urfigur eines Propheten in Israel, als „berufener Rufer“, der in Auseinandersetzungen mit den Priestern der Baalsreligion und mit dem König Ahab gerät. Er wirkt Wunder und fährt schließlich auf einem feurigen Wagen gen Himmel. Und all diese alttestamentlichen Züge des Elias werden nun, indem sie biblisch inspiriert sind, zugleich für den Komponisten Mendelssohn musikalisch inspirierend, wenngleich der Weg zu seinem zweiten Oratorium lang und nicht ohne Hindernisse war.

Gleich nach der überaus erfolgreichen Uraufführung seines „Paulus“ (1836) begann Mendelssohn mit Vorarbeiten zu einem zweiten großen vokal-instrumentalen Werk, wobei zunächst noch unklar war, ob es ein Elias- oder ein Petrus-Oratorium werden sollte. 1837 stand die Entscheidung fest, und ein englischer Musiker berichtet die Aussage Mendelssohns: „I have chosen the splendid Bible History of Elijah“. Doch sowohl die ersten konzeptionellen Entwürfe wie auch die konkrete Auswahl biblischer Szenen und Texte kamen nur schleppend in Gang. Als kompetente Berater im Blick auf den zu vertonenden Wortlaut wurden Mendelssohns Jugendfreund Karl Klingemann sowie der Dessauer Prediger Julius Schubring zu Rate gezogen. Letzterer war bereits am „Paulus“ beteiligt gewesen und schlug nun für den „Elias“ eine Mischung aus alt- und neutestamentlichen Versen im Schema von Verheißung und Erfüllung vor, wohingegen Mendelssohn von Anfang an eine ganz aus dem Alten Testament gespeiste und stärker dramatische Konzeption im Sinn hatte.

Schließlich war es der 1845 an Mendelssohn ergangene Auftrag, für das Birmingham Music Festival ein großes Chorwerk zu komponieren, der die Arbeit neu vorantrieb. Die endgültige Textgestalt ist ein Gemeinschaftswerk von Mendelssohn und Schubring, wobei überdies die Predigtsammlung „Elias, der Thisbiter“ (1828) des Theologen Friedrich Wilhelm Krummacher mit benutzt worden ist. Bereits am 26. August 1846 erklang der „Elias“ erstmals, und zwar in Birmingham mit etwa 400 Mitwirkenden. Die endgültige, von der ersten Fassung vor allem in den Solosätzen erheblich abweichende Gestalt erhielt das Werk erst im darauffolgenden Jahr. In Hamburg fand dann am 9. Oktober 1847 – nur wenige Wochen vor dem Tod des erst 38-jährigen Mendelssohn - die umjubelte deutsche Erstaufführung statt. …


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