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»Händels Geist aus Mozarts Händen«

Der „Messias“ als musikalisches Drama


„Händel weiß am besten von uns allen, was großen Effekt tut.“
W. A. Mozart (nach Rochlitz)

„Subject is Messiah“ – der Messias ist das Thema! Die prägnante Inhaltsangabe zum heutigen Werk steht in einem Brief von Charles Jennens (1700–1773), der die Bibelworte für Händels berühmtestes Oratorium zusammengestellt hat. Mit „Messiah“ nennt er einen der vielen Namen für Christus. Ihn setzt Händel aus drei Perspektiven in Musik, die sich ergänzen: Der Messias ist der adventlich Erwartete und weihnachtlich Kommende (Teil I), sodann der in seiner Passion Leidende und an Ostern Auferstandene (Teil II), schließlich der königlich Vollendete und zum Jüngsten Gericht Wiederkommende (Teil III).
Zu diesem dreiteiligen Aufbau kommt ein Spannungsmoment, das Händels „Oratorium aller Oratorien“ durchweg prägt: Alttestamentliche Bibelstellung erklingen in christlich-messianischer Deutung nach dem argumentativen Schema Verheißung und Erfüllung. Im Messias Jesus Christus hat Gott seine altbundlichen Verheißungen erfüllt. Der Komponist intensiviert dies musikalisch, indem er die Darstellung effekt- und affektvoll steigert, was kaum denkbar wäre ohne seine Erfahrungen als Opernkomponist.
Das Werk zeigt somit eine typisch-doppelte Verwurzelung: textlich in der Predigt, kompositorisch im Musikdrama. Auf die Uraufführung 1742 in Dublin folgte eine im Bereich der geistlichen Musik beispiellose Erfolgsgeschichte. Sechs Jahre nach Händels Tod hat auch Mozart bei seiner ersten Londonreise in der Fastenzeit 1765 – also im Alter von neun Jahren – vermutlich Händels „Messias“ gehört. Und zehn Jahre später schon bringt Carl Philipp Emanuel Bach das Werk in Hamburg zur Aufführung.
Heute nun erklingt Mozarts Fassung des „Messias“, die sich der Initiative eines berühmten Musikmäzens verdankt. Baron Gottfried Bernhard van Swieten (1733–1803) war Diplomat und Leiter der kaiserlichen Bibliothek in Wien. Auch er hatte in London die von Händel geprägte englische Oratorienkultur kennen gelernt. Berühmt waren van Swietens sonntägliche musikalische Matineen, von denen Mozart seinem Vater am 10. April 1782 brieflich berichtet: „Ich gehe alle Sonntage um 12 Uhr zum Baron van Swieten – und da wird nichts gespielt als Händel und Bach.“
Hier ist wohl zunächst an die Tastenmusik der alten Meister zu denken. Der musikalische Baron versuchte aber auch, nach Londoner Vorbild oratorische Benefizkonzerte im Palast des Grafen Esterházy zu etablieren. Dort dirigierte am 6. März und am 7. April 1789 Mozart seine Bearbeitung von Händels „Messias“. Nicht unterschätzen dürfen wir dabei den Einfluss van Swietens: Er hat aus Hamburg die deutsche Übertragung von Friedrich Gottlieb Klopstock und Christoph Daniel Ebeling beschafft und zude die genaue Textunterlegung nochmals überarbeitet, gelegentlich auch mit der Absicht, in langen Koloraturen kürzere Atembögen zu gewinnen, was vielleicht auf ein insgesamt langsameres Tempo ...


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